Warum Recruiting was für’s Herz ist

Eines habe ich in der Zeit, in der ich nun als Recruiterin tätig bin wirklich für mich gelernt: mir macht das alles verdammt viel Spaß und für mich ist es das schönste Gefühl, wenn ich nach einem Bewerbungsprozess Feedback von den Bewerbern bekomme, dass sie sich absolut wohl und wertschätzend behandelt gefühlt haben und genau das ist auch mein Ziel! Es geht hier schließlich um Menschen, die (in den meisten Fällen) die größte Mühe investieren, die passende Stelle für sich zu finden und eine überzeugende Bewerbung abzuliefern.

Für mich als Recruiter kommt es dabei nicht darauf an, dass die Bewerbung wie ein Hochglanzmagazin aussieht, aber es wäre wünschenswert, wenn der Bewerber kein Handyselfie mitschickt und deutlich wird, dass ich genau diese Stelle sicher zu mir passt, weil ich diese Aufgaben unbedingt und gut machen möchte. Ich selbst hatte immer den Traum, mal in der Gesundheitsbranche zu arbeiten und setze meine ganze Kraft, meine Motivation und Ideen in die Umsetzung dieses Traums. Wir alle haben diese Kraft schon investiert.

Wir sind alle Bewerber

Wir alle standen und stehen auch zukünftig auf der Bewerberseite und wissen nur zu gut, wie mühsam und aufwändig eine Bewerbung sein kann. Das Formatieren und Strukturieren des Lebenslauf kann zu manch grauen Haaren führen und intrinsische Schreikämpfe hervorrufen. Letztendlich lädt man sich doch vielleicht ein Formular herunter und passt dieses manuell an. Das Formulieren des Anschreibens treibt manchen den Schweiß auf die Stirn da es hier doch tatsächlich darum geht, für sich und seine Qualitäten einzustehen und deutlich zu machen, warum gerade ich verdammt nochmal diesen Job unbedingt machen möchte. Und das ist manchmal gar nicht so leicht.

Ich bin daher nicht grundsätzlich gegen ein Anschreiben da ich hier oft wertvolle Informationen über die Bewerber erhalten kann, die man gern im Vorstellungsgespräch vertieft. Dennoch geht natürlich nichts über das persönliche Gespräch, auf dem man immer darauf achten sollte, den Bewerber nicht zu überfordern und alle notwendigen Informationen vorab zu liefern. Was, wann und wo ist das Minimum. Mit wem ist die Krönung. Und auch hier ist es ratsam, dem Bewerber nicht unbedingt 4 Personen vor die Nase zu setzen, sondern einen ausgeglichenen Rahmen zu bieten. (Sicher gibt es einige Positionen, wo dies anders gehandhabt werden muss.)

Nimm Dir Zeit für deinen Gast

Man sollte sich auf jeden Fall ausreichend Zeit für den Bewerber nehmen und darauf achten, im Anschluss keinen Termin wahrnehmen zu müssen, der die gemeinsame Zeit begrenzen oder abrupt beenden könnte. Das wichtigste ist, dass beide Seiten das Gespräch mit einem guten Gefühl verlassen, denn es geht hier wirklich immer um beide Seiten! Der Personaler soll sich gewiss sein, alle Fragen und Rahmenbedingungen geklärt zu haben und sich ein genaues Bild von demjenigen machen zu können. Und auch der Bewerber soll sich gewiss sein, dass er alle Fragen stellen konnte oder im besten Fall keine mehr ungeklärt blieben. Und sollte dies nicht der Fall sein, sollte der Bewerber sich gern wieder melden wollen, sobald er noch Fragen hat (und nicht das Gefühl haben: ich trau mich nicht, nachzufragen o.ä.). In einigen Fällen ist es auch ratsam, eine Aufgabe lösen zu lassen oder die Fähigkeiten des Bewerbers, welche für die Stelle relevant sind, praktisch zu prüfen. Ich habe selbst einmal die Erfahrung bei einem Bewerbungsgespräch gemacht, dass vergessen wurde, mich über eine anschließende praktische Prüfung zu informieren. Im Anschluss das Gespräches, welches schnell beendet werden musste, saß ich dann allein in einem anderen Zimmer und löste die Aufgaben und durch die enge Taktung der Gespräche war es nicht mal mehr möglich, dass sie jemand von mir verabschiedete. Ich löste also die Aufgaben und ging.Für mich hinterließ das einen faden Beigeschmack und irritierte mich.

Für einige mag all das lapidar klingen, aber man darf nie vergessen, dass der Bewerber zum ersten Mal vor Ort und damit nicht vertraut ist mit den Menschen und der Umgebung.

Wie fühlst du dich?

Schon mal diese Frage gestellt nach einem Gespräch? Egal, ob dir selbst als Recruiter oder dem Bewerber – am Ende zählt auch, mit welchem Gefühl du aus Situationen gehst, um weitere Entscheidungen treffen zu können. Und dabei kann jedes Gefühl helfen – gute wie schlechte.

Ich würde jedem raten, nach den Gesprächen zu reflektieren: was können wir besser machen? Welche Informationen fehlen mir? Welche Entscheidung kann ich dem Bewerber wie mitteilen? 

In der letzten Zeit konnte ich in strahlende Bewerbergesichter sehen, dankbare Emails lesen oder freudige Telefonate führen – auch, wenn es mit einer Einstellung mal nicht klappt! Egal, ob der Bewerber sich selbst anders entscheidet oder ein anderer Bewerber mehr überzeugt. Meine Ziel wäre es, dass sich alle in den Vorstellungsgesprächen wohlfühlen und sich gegenseitig wertschätzend behandeln. Denn eines wissen wir heutzutage doch: es geht nicht mehr nur um eine Seite – das Geben und Nehmen ist bereits ausbalanciert und wir bewerben uns mittlerweile immer beieinander.

*Mit der Bezeichnung Bewerber spreche ich alle an (m/w/d).

 

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